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Dolpo Reise 2022

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Dolpo ist eine sehr abgeschiedene und hoch gelegene Region im Nordwesten Nepals, die an Tibet grenzt. Die Region ist sehr dünn besiedelt, in der es nur bei Dunai eine Landepiste und Schotterstrasse gibt. Die Region bildet den nördlichen Teil des Distriktes Dolpa.

Dolpo unterscheidet sich landschaftlich sehr von den meisten anderen Gebieten in Nepal und erinnert stark an das tibetische Hochplateau. 

Das Lower Dolpo Trekking ist eine großartige Gelegenheit, um die ländlichen Gebieten im westlichen Nepal, abseits der Touristenpfade zu erkunden.

Auf dieser Reise begleiteten wir unser Patenkind Chhicchong Lamu nach Ringmo im Dolpo Gebiet nahe der tibetischen Grenze.

Bei einer Trekkingreise vor 12 Jahren im Upper Dolpo übernahmen Mitglieder von MSD eine Patenschaft für Chhicchong. Mit 7 Jahren brachte sie ihr Vater nach Kathmandu, um dort die Schule zu besuchen. Seither war sie nicht mehr in ihrem Heimatdorf.

Chhicchong ist nun 17 Jahre. Sie lebt und studiert in Kathmandu. Gemeinsam unternahmen wir diese besondere Reise. Wir wurden im Dorf schon von der Mutter, der Familie und den Dorfbewohnern erwartet.

Wir flogen von Kathmandu nach Nepalgunj in eine suptropische heiße Region direkt an der indischen Grenze. Bei dem spektakulären 55 minütigen Flug entlang des Himalaya-Hauptkammes konnten wir das phantastische Panorama genießen. Am nächsten Tag hatten wir auf dem Flug mit einem kleinen Propellerflugzeug hinauf nach Juphal (2480m), einen großartigen Blick auf das Hochgebirge im Westen Nepals gelegen. Hier landeten wir auf einer kleinen Flugpiste, hoch über dem Flusstal. Dort erwartete uns der Vater von Chhicchong und ein Begleiter mit 6 Pferden. Es war eine herzliche Begrüßung. Die Pferde wurden mit dem Gepäck beladen. Die abenteuerliche Reise konnte beginnen.

Der Weg führte steil ins Tal hinunter, durch ein mittelalterliche anmutendes Dorf. Auf den lehmgestampften Flachdächern wurde das Getreide und Stroh zum trocknen ausgelegt. Wir sahen die Baumstammleitern an den Häusern. Die Dorfbewohner waren auf den Dachterrassen um das Stroh aufzuschichten. Es war ein geschäftiges Treiben. Wir mussten uns zuerst an die Pferde gewöhnen, wie sie trittsicher auf den schmalen und steilen Wegen zum Fluss abstiegen.   

Im Flusstal angelangt, waren wir ein Stück auf einem breiten Weg unterwegs. Hier begegneten wir vereinzelten Motoräder und Jeeps, die in Richtung Dunai dem Ort der Distriktverwaltung unterwegs waren. Mit den Pferden kam man sehr gut voran. An einer Flussgablung mit einem Checkpoint überquerten wir eine große Hängebrücke um dann in einem wunderschönen Tal, vorbei an Weilern und kleinen Ansiedlungen hinauf zu reiten. 

Auf abenteuerlichen, steilen und ausgesetzten Wegen sollte es auf dem Rücken der Pferde noch 3 Tage entlang des Suligad Khola (Fluss), steil hinauf in die Gebirgsregion nach Ringmo (3680m) gehen. Das Dorf liegt am türkisblauen Phoksundo See, umgeben von einer traumhaften Landschaft mit seinen einsamen tiefgrünen Zedernwälder, darüber die vergletscherten Eisriesen.

Der Weg führt immer weiter hinauf ins Hochgebirge, durch eine fast menschenleere Region. Nur einzelne kleine Ansiedlungen sind am Wegesrand. Da es am Fluss kaum eine Möglichkeit gibt um die Felder anzulegen. Die Steinhäuser mit ihren Flachdächern, darüber wehen die Gebetsfahnen im Wind. Die einzigen Geräusche sind der Wind, das Rauschen des Flusses, das läuten der Glocken unserer Pferde. Hoch über uns sehen wir Adler die den aufsteigenden Wind nutzen. Mit den Pferden ist es eine herrliche beschauliche Reise.

Am 3. Tag erreichten wir das Dorf Ringmo, die Vorfreude von Chhicchong war groß. Endlich nach so langer Zeit wieder zuhause zu sein. Als wir die Brücke zum Dorf überquerten, wurden wir schon von ihrer Familie sehnsüchtig erwartet. Auf den ersten Blick hat sich das Dorf seit 1998 fast nicht verändert. Ich besuchte Ringmo schon auf mehreren Trekkingreisen im Dolpo Gebiet. Hier leben die Dolpo Pa, eine tibetisch sprechende Volksgruppe, die auf ihren Feldern in den hochgelegenen  Dörfern, Gerste und Kartoffeln anbauen. Sie leben vom Handel mit ihren Yak – und Pferde Karawanen. Sie wandern mit ihren Yaks über die hohen Pässe nach Tibet um Salz und andere Gebrauchsgegenstände nach Nepal zu transportieren.

Nach der Ankunft erkundeten  wir das Dorf, das umgeben von einer herrlichen Landschaft liegt.  Die grünen Zedern Wälder, die Felder, inmitten der schneebedeckten Eisriesen und darüber der tiefblaue Himmel. An jeder Ecke des Dorfes begegneten wir der alten Bon-Po (Bön) Religion. Die alten etwas baufälligen Chörten (Stupas), sind im und um das Dorf aufgebaut. Sie sollen das Dorf vor den Naturgewalten und Geister schützen. In der alten tibetischen vor buddhistischen Bön Religion umrundet man die Chörten entgegen dem Uhrzeigersinn. Es ist eine spürbare Stille im Dorf, die Dorfbewohner gehen ihren alltäglichen Arbeiten nach. Es ist für uns ein Eintauchen in eine andere beschauliche Welt.

Wir durften eine außergewöhnliche Gastfreundschaft in der Familie sowie im Dorf erleben. Wir wurden in die Häuser eingeladen, saßen um das Feuer, gemeinsam gab es einfaches aber leckeres Essen. Wir lauschten den Gesprächen, dabei wurde viel gelacht.

Die Gesichter der Menschen gezeichnet durch den fast immer wehenden Wind ausgesetzt den Launen des Wetters. Es ist ein entbehrungsreiches einfaches Leben in dieser Region, weit weg von der Zivilisation. Das nächste Krankenhaus in Dunai, ist 2 Tage Fußmarsch entfernt. Aber die Gemeinschaft im Dorf ist etwas Besonderes. 

Wir genossen die Tage im Dorf, erkundeten die Umgebung. Besuchten das alte Bön Kloster direkt am See gelegen. Erlebten die Menschen bei ihren alltäglichen Arbeiten, nahmen die Stille und Gelassenheit auf. Es war eine sehr beeindruckend intensive Zeit.

Die Wanderung entlang am tiefblauen Phoksundo See. der je nach Tageszeit seine Farbe wechselt, war ein besonderes Erlebnis. Wir hören das sanfte plätschern der Wellen und manchmal auch den Wind der hoch über die schneebedeckten Gipfel weht. Das Wasser ist kristallklar und mit 145m der tiefste See in Nepal. Das Spiegelbild des verschneiten Kanjiroba Massivs im türkisfarbenen Wasser des Sees sieht  himmlisch aus. Kein Wunder, dass dieser See als heilig angesehen wird und zwar von Buddhisten und Anhänger des Bon-po-Religion.

Die Zeit war viel zu kurz, wir durften eine beeindruckende Gastfreundschaft erleben. Der Abschied von der Familie war sehr herzlich.

Wir waren wieder unterwegs mit den Pferden, auf demselben Weg in zwei Tagen nach Juphal. Von dort flogen wir mit einem kleinen Propellerflugzeug nach Nepalgunj und Kathmandu. Nach Tagen der Stille und der Freundlichkeit der Dorfbewohner, ging es zurück in die hektische Zivilisation von Kathmandu.

Es war eine beeindruckende Reise mit vielen nachhaltigen intensiven Begegnungen und Erlebnissen. Vielen Dank der Familie von Chhicchong und den Bewohnern von Ringmo. Namaste